So, lang, lang ist es her, dass es hier einen Beitrag gab! Ich hatte es immer wieder vor – aber irgendwie war meistens dann doch keine Energie mehr dafür da. Nicks Zustand hat sich dann langsam wieder verschlechtert und es ist richtig anstrengend geworden. So ein Hirntumor der das Kleinhirn und den Hirnstamm zerlegt, ist wirklich richtig scheiße. Nick ist am 22. Juli gestorben. Wir hatten noch richtig viel Glück, weil es ihm immer schlechter ging, waren wir zusammen auf der Palliativstation vom evangelischen Krankenhaus in Oldenburg. Wir sind dort beide aufgenommen worden und ich habe dann auch irgendwann immer die Betten zusammengeschoben, damit wir noch ein bisschen kuscheln können. Er hat sich wirklich viel Mühe gegeben, nicht zur Last zu fallen, abgewartet, bis seine große Schwester mit ihrer Familie noch da war, auch wenn er da schon nicht mehr bei Bewusstsein war. Danach folgte ein Gespräch mit der Palliativärztin, wie es weiter geht. Nach dem Gespräch habe ich ihn gestreichelt und ihm weinend gesagt, er dürfte jetzt gehen. Eigentlich sollte in dem Moment noch ein zusätzliches Mittel gegeben werden – aber das war dann nicht mehr nötig. Er ist gegangen, „totgestreichelt“ von seinen Eltern und Palliativ-Schwester Elke.

Ich bin dankbar für die gemeinsame Zeit, in Anbetracht dessen, was wir dann an ärztlicher Versorgung hier erlebt haben, dann auch froh, dass er trotz schlechter Versorgung dann nicht die derzeitige katastrophale Versorgung mitmachen musste. Ich vermissen ihn oft und bin dann traurig, überlege, was ich vielleicht noch alles hätte tun können, ob alles wirklich ausgereicht hat. Dann denke ich an viele seiner Kollegen, wie die leben und dass die im Ernstfall niemanden hätten, der für sie wirklich so viel tun würde. Ich glaube, wir haben das als Familie auch alles ganz passabel hinbekommen, hätte ich nicht gedacht, aber das macht uns als Familie letztlich wohl aus.

Nachdem wir noch einige Stunden als Familie mit Nick in der Mitte verbracht, erzählt und gelacht und manchmal auch geweint haben, ihm gesagt haben, er würde etwas blass um die Nase aussehen und zum Abendessen leider nichts von Mäcces bekommen, hat es ein paar Tage gedauert, bis wir ihn im Beerdigungsinstitut wiedergesehen haben. Dort haben wir geholfen, ihn zu waschen, ihm seine Lieblingssachen anzuziehen und ihn auf duftendem Heu und seinem Kopfkissen mit Treckerbezug in den Sarg zu legen. Dann hat er seine Bettdecke mit Treckermotiv bekommen. Ich habe ihm eine fast 2 Meter lange Maispflanze in den Arm gelegt (und Marie: „noch mehr Mais, das gibt Popcorn im Krematorium!“), er hat eine Packung Bratwurst aus dem Automaten in Edewecht bekommen, eine Packung Eier von den Weidehühnern in Altenoythe, Salami, Salzstangen, einen Strauß Kräuter und Wildblumen aus unserem Garten, ein Foto vom LKW-Korso der für ihn veranstaltet wurde, Marie hat ihr „Schweinchen Babe“ mit in den Sarg gelegt und dann sind ganz viele Papierkraniche von Merle noch dazu gekommen, die sie mal gefaltet hatte. Den Sarg haben wir mit ganz vielen Händen geschmückt, die uns gegeben und zugeschickt worden sind von seinen Freunden, Kollegen, von der Familie und vielen, die bei der Beerdigung dabei sein wollten, aber nicht konnten. Das war richtig gut. Ein paar Tage später wurde er in Wilhelmshaven eingeäschert, da war ich dann dabei, wie der Sarg in die Brennkammer gefahren wurde und es war wirklich alles sehr würdevoll hergerichtet.

Beerdigt wurde Nick im neuen Friedwald in Cloppenburg. Er hat eine Holzurne bekommen, auf den ich einen Fendt Vario gebrannt habe. Das hätte ihm gefallen, denn Landwirtschaft war genau sein Ding. Dort war ich mit dem Friedwaldförster und Joey unterwegs, Baum aussuchen. Gerade als ich dann so drei Buchen hatte, die in Frage gekommen wären, habe ich aus den Augenwinkeln eine Birke mit einem blauen Band gesehen. Das besagt, der Baum ist als Grabbaum zu kaufen. Ich habe dann gesagt, wir brauchen nicht weiter suchen, da wäre eine Birke. Die nehme ich, fertig. Wir sind dann dort hingestapft. Der Baum steht auf einem kleinen Hügel und ist richtig lang. Und dünn. Er ist schon etwas „speziell“ – aber es ist die einzige Birke im derzeitigen Friedwald, die zu haben war. Wir haben so viel mit Birken zu tun gehabt, die musste es einfach sein. Ende August haben wir Nick dort beerdigt. So, wie wir es angemessen und richtig fanden.

Nick hat auch nach seinem Tod noch dafür gesorgt, das Menschen sich wieder treffen. Er war wirklich ein unglaublich beeindruckender Mensch und hinterlässt nicht nur in unserer Familie eine Lücke, sondern auch bei seinen Freunden und Kollegen.

Da wir immer viel „herumgeabenteuert“ sind, möchte ich das gerne auch weiter machen und lerne gerade noch richtig viel dazu, damit das auch alles so hinhaut, wie ich mir das vorstelle. Ich hatte überlegt, ob diese Seite bestehen bleibt oder nicht, zumal der Preis dafür mittlerweile deutlich gestiegen ist. Aber: Es ist auch ein Teil von Nick. Es ist das, was Nick und mir wichtig war. Was unser Leben zu weiten Teilen ausgemacht hat. Ich muss kein Grab pflegen, aber wenn ich diese Seite wieder und weiter pflege, ist das irgendwie auch – zumindest für mich – ein Andenken an ihn. Ich meine – stellt euch mal vor, der Mensch, der eigentlich der Mittelpunkt eures Lebens war, ist plötzlich nicht mehr da. Es änderst sich dann sowieso viel – und ihr müsst von vielen Dingen, die ihm gehört haben oder die er mit geprägt hat, Abschied nehmen. Das ist schon echt übel. Ich bin mir mitunter vorgekommen, also ob ich es nicht schnell genug erwarten könnte, seine Sachen zu „entsorgen“ und ihn überall zu löschen. Das war echt schlimm für mich, denn das wollte ich ja nicht so schnell.

Es wird etwas dauern, bis alles überarbeitet ist, aber nach wie vor stehen richtig viele Adressen in den Listen und es werden auch neue dazu kommen.